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Neuentdeckung August 2025: Omakase by Walt

Aktualisiert: 18. Sept.

Michelin-prämiertes Sushi-Erlebnis in Ibiza-Stadt


Omakase by Walt Ibiza: Sushi-Kunst auf Sterne-Niveau (Foto: Marcel Brunnthaler)
Omakase by Walt Ibiza: Sushi-Kunst auf Sterne-Niveau (Foto: Marcel Brunnthaler)

Es gibt kulinarische Erlebnisse, die hallen nach. Die bleiben. Omakase by Walt in Eivissa (Ibiza-Stadt) ist so ein besonderes kulinarisches Erlebnis. Eines, das vom Guide Michelin Ende 2023 mit einem Stern ausgezeichnet wurde. Damit ist das Omakase by Walt eines von derzeit vier Sterne-Restaurants auf Ibiza. Und soviel vorweg: Das Omakase by Walt ist ohne Frage alles andere als billig. Mit einem Menüpreis von 195 Euro ist das Omakase by Walt aber im Gegensatz zu vielen gehypten Szene-Lokalen auf Ibiza, die vergleichbare Preise aufrufen, jeden Euro wert und meiner Meinung nach im Vergleich zu den teuren Juls, Cala Gracioneta, Villa Mercedes & Co. sogar preiswert. Denn hier stimmt alles vom Produkt über das Handwerk und die Kreativität des Chefs sowie die Raffinesse und den Geschmack der Gerichte bis hin zum Service und Gesamterlebnis. Aber eins nach dem anderen …


Omakase by Walt in Eivissa: Ibizas überraschendstes Sterne-Restaurant (Video: Marcel Brunnthaler)

Ein Restaurant wie ein geheimer Club

Eine kleine Gruppe von Gästen steht vor einer unscheinbaren Tür in Eivissas wenig charmanter Neustadt. Niemand weiß so recht, was einen erwartet. Fast wie beim Einlass in einen geheimen Club wartet man darauf, eingelassen zu werden, ehe sich die Tür öffnet – und man mit einem warmen Lächeln empfangen wird. Der Auftakt fühlt sich an wie ein Ritual. Zuerst ein Warten, dann ein Ankommen. Man nimmt Platz in einem schlichten Vorraum, bekommt einen Aperitif angeboten, die Spannung steigt. Und schließlich: die Einladung, einzutreten.


Ein Raum, elf Plätze, volle Aufmerksamkeit

Der Gastraum ist klein, intim, reduziert. Gerade einmal elf Gäste finden hier Platz – Schulter an Schulter an einer Bar, die zugleich Bühne ist. Dahinter: Walter, der Gastgeber, Meister und Herz des Abends. Auf einem einfachen Gaskocher köchelt bereits der japanische Reis. Von Anfang an spürt man die besondere Atmosphäre: persönlich, konzentriert, vertraulich. Walter begrüßt jeden einzelnen Gast. Stellt sich vor. Nimmt sich Zeit. Unterstützt wird Walter von Francesca, die unaufdringlich, charmant und kompetent bei der Getränkewahl hilft. Ob Sake oder Wein flaschenweise – oder ein glasweises Pairing aus beiden. Die Anzahl der Gläser richtet sich dabei nicht nach den Gängen, sondern nach dem individuellen Trinkverhalten. Omakase eben – im übertragenen Sinne.

Omakase bedeutet aus dem Japanischen übersetzt „Ich überlasse es dir“ und steht für ein Menü, bei dem der Gast die Auswahl und Reihenfolge der Speisen ganz dem Küchenchef überlässt. Insofern gibt es keine Speisekarte. Du trifft keine eigene Menüauswahl. Du lässt Dich von der Kreativität des Kochs überraschen. Walter entscheidet, was serviert wird – und das ist das Beste, was Dir passieren kann!



Eine kulinarische Reise in 12+x Akten

Das Omakase-Menü entfaltet sich langsam, fast wie ein Theaterstück, bei dem jeder Gang ein Akt ist. Es beginnt leicht, fast verspielt: Daikon Maki, hauchdünn gerollter japanischer Rettich, gefüllt mit Amberjack und Okra, fein gewürzt, gekrönt mit einer Shiso-Blüte – wie ein erster, poetischer Satz.

Danach wird es intensiver: Amberjack Tataki, nur kurz angeflammt, mit Ponzu und eingelegtem Daikon – frisch, rauchig, elegant. Ein stilles Staunen geht durch den Raum, als Walter den nächsten Teller ankündigt: Sunomono, eine Komposition aus Flusskrebs, Algen, Pilzen und einem knusprigen Krebs-Kopf. Ein Gericht, das spielerisch den Ozean auf den Teller bringt.

Besonders eindrücklich: der Chawanmushi, ein japanischer Eierstich, cremig, warm und reich, verfeinert mit Krabbe und Lachsrogen – fast wie ein kurzer Moment der Geborgenheit mitten im Menü. Es folgen Seeanemone (mit Kimizu-Soße, Nori-Algen, und Kinome-Blättern), Rotbarbe (mit Ingwer-Sesam-Sauce, grünen Bohnen und Kumquat-Scheiben), Thunfisch-Nigiri (Akami, Chutoro und Otoro) und Dashi-Brühe mit Ibiza-Tomaten und Schnittlauch.

Und dann, als Höhepunkt: die Nigiri-Sequenz. Thunfisch in drei Varianten – Akami, Chutoro, Otoro – jede ein eigenes Universum von Textur und Geschmack. Plus Red Snapper, Ibiza-Garnele, Makrele. Alles auf einer perfekten Basis aus Reis. Wie viele Nigiri Du bekommst? Omakase – „I leave it up to you.“

Zum Abschluss wird es verspielt: Auf ein Thunfisch-Tartar mit Akami, Chutoro und Otoro, weißer Sojasauce, eingelegtem Daikon und Kaviar folgt Unagi Temaki – warm, käsig-rauchig, mit gegrilltem Aal. Dann noch Atsuyaki Tamago, ein japanisches Omelett mit Fisch, Ibiza-Honig und Sojasauce. Und als süße Pointe: ein Eis aus Mais und weißer Miso, das überraschend salzig, cremig und süß zugleich ist.

Die Produkte des 12-Gang-Menüs +x (zwölf Gänge plus gut und gerne drei bis sieben Nigiri-Variationen) stammen größtenteils aus dem Mittelmeer vor Ibiza und zwischen den Pityusen und dem Festland – alles von höchster Qualität. Jeder Gang trägt die Handschrift der japanischen Tradition: Präzision, Respekt vor dem Produkt, Reduktion auf das Wesentliche.


Sushi Meister Walter Sidoravicius (Foto: Luana Failla)
Sushi Meister Walter Sidoravicius (Foto: Luana Failla)

Walter – der Gastgeber mit Weltformat

Walter Sidoravicius, der Namensgeber und Meister hinter Omakase by Walt, ist ein kulinarischer Weltenbummler — geboren in Venezuela, mit litauischen und deutschen Wurzeln. Seine kulinarische Reise begann in Madrid, wo er 2010 zum ersten Mal mit Sushi in Kontakt kam. Getrieben vom Wunsch, zurück zum Ursprung zu gelangen, zog es ihn nach Japan. Er bestand mehrere hochstreng selektive Bewerbungsgespräche für ein Engagement bei Nobu Tokyo — und wurde schließlich Teil dieses orientalischen Küchenkosmos. Danach folgte ein Bildungsaufenthalt am angesehenen Basque Culinary Center in San Sebastián, wo er einen Master in Innovation und Restaurantmanagement absolvierte.

Nach Stationen als Head Sushi Chef im Blue Marlin auf Ibiza, Beratertätigkeiten in New York, Marokko und Österreich keimte schließlich der Wunsch, sein eigenes Konzept zu schaffen. Inspiriert vom Speakeasy-Prinzip jener geheimen Flüsterräume, die in der Prohibitionszeit in den USA entstanden, wurde Omakase by Walt geboren. Heute ist Walter nicht nur Gastgeber, sondern der stille Architekt eines kulinarischen Rituals, das Präzision, Höflichkeit und Leidenschaft auf meisterhafte Weise vereint.


Mein Fazit

Omakase by Walt ist mehr als ein Dinner – es ist ein Ritual. Elf Gäste, ein Meister, ein Abend voller Präzision und Nähe. Jeder Bissen erzählt eine Geschichte, jeder Moment ist bewusst gesetzt. Ein kulinarisches Erlebnis, das in Ibizas ebenso diversem wie opulentem gastronomischem Angebot tatsächlich bisher gefehlt hat – und zurecht seit der 2024-er Ausgabe des bedeutendsten Restaurant-Guides der Welt mit einem Michelin-Stern gewürdigt wird.

Für mich eine echte Neuentdeckung – und eine Empfehlung für alle, die Fine Dining und japanische Kulinarik lieben.


Di bis Sa zwei Sessions um 19:30 und 22:30 Uhr, Via Romana, 15, Eivissa, Tel. +34 692 28 52 94, €€€€

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