Ist das der beste Business-Class-Flug nach Ibiza?
- mb6889
- 8. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Von Zürich nach Ibiza – mit dem neuen A350-900 von Edelweiss Air
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„Ja, bin ich denn im falschen Flieger?“ fragt mich mein Sitznachbar ziemlich verwundert. Denn was sich wie die Kabine eines Langstrecken-Flugs anfühlt, ist in Wahrheit: Zürich – Ibiza. Zwei Stunden, einmal quer über die Alpen, vorbei an Marseille und im Landeanflug noch schnell über Mallorca. In einer echten Langstreckenmaschine, einem Airbus A350-900. Mit 2-2-2-Konfiguration, 1,85 Meter Lay-Flat-Sitzen, vollem Inflight Entertainment System. Und auf Wunsch gibt's Champagner.
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Was ist da los? Ganz einfach: Edelweiss Air, der charmante Ferienflieger aus der Schweiz (Tochter von Swiss, Teil der Lufthansa-Gruppe – also miles & more Meilen und Qualifying Points inklusive), nutzt die Strecke aktuell für Trainingsflüge mit einem der bisher zwei von bald insgesamt sechs von der chilenischen LATAM übernommenen A350-Maschinen. Neu lackiert, aber (noch) mit lediglich leicht modifizierter (und nicht erst auf den zweiten Blick in die Jahre gekommenen) Kabine der Vorbesitzerin – mehr dazu weiter unten. Die Frage, die sich trotzdem aufdrängt – nicht erst nach dem zweiten Glas Rosé-Champagner: Ist das der beste Business-Class-Flug nach Ibiza?
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Echte Business Class auf der Mittelstrecke
Die Knappe Antwort: Ja. Ja – aber … Denn das hier ist keine „zwar nicht mehr Beinfreiheit, dafür aber ein freier Mittelsitz“-Pseudo-Variante mit Vorhang und Sekt. Das ist eine vollwertige Langstrecken-Business Class – mit großzügiger 2-2-2-Konfiguration, elektrisch verstellbaren Lay-Flat-Sitzen, großen 19“-Bildschirmen, Noise Cancelling Kopfhörern, viel Stauraum – und dem herrlichen Gefühl, dass zwei Stunden auch mal zu kurz sein können.
Der großzügige Sitz lässt sich elektrisch auf komplett flache 1,85 m Länge ausfahren – auch wenn das auf dem kurzen Flug nach Ibiza nicht wirklich Sinn macht. Vielleicht am Rückflug ja … Und auch wenn die Sitze neu in Edelweiss-Blau überzogen wurden: die Ausstattung wirkt nicht mehr ganz taufrisch. Die Tasten haben Schrammen, die Bordküche Retro-Charme und meine Fernbedienung für das Entertainment-System wurde provisorisch festgeklebt. Aber das Raumgefühl ist dennoch ein völlig Neues auf der europäischen Mittelstrecke: exklusiv reisen, in einer „echten“ Business Class.
Der Service? Freundlich, aufmerksam, unaufgeregt. In meinem Bereich war die Flugbegleiterin noch etwas unsicher. Aber das ist ja auch ein Trainingsflug. Trainingsflug? Ist das denn sicher? Ja – die Cockpitcrew war absolut souverän. Schließlich waren zwei Kapitäne an Bord, passend zum Crewtraining.
Kulinarisch typisch schweizerisch – Rivella, schweizer Schoggi & Biberli
Serviert wird zwar kalt und ohne Menükarte und Stoff-Tischdecke, trotzdem aber sehr geschmackvoll: Eine schön angerichtete Burrata mit frischem Salat und leckerem Dressing im Gläschen, dazu frisch aufgebackenes Brot. Das Dessert? Eine Mango-Vanillecreme im Weck-Glas – süß, aber leicht. Was herausragt: Das Brot! Warm, außen kross, innen fluffig – und nicht von irgendwoher. Sondern von der Bertschi-Bäckerei, einer Schweizer Handwerksbäckerei, die seit über 15 Jahren für Edelweiss backt. Das Brot wird in speziellen Öfen an Bord aufgebacken. Ein kleines Stück Schweiz – 10.000 Meter über dem Boden.
Getränketechnisch kann Edelweiss Air ebenfalls punkten: Gleich zwei Champagner stehen zur Auswahl, beide von Champagne Gruet – Brut und Rosé, exklusiv zum 30. Jubiläum der Airline. Dazu ein gutes Angebot an Weiß- und Rotweinen sowie Softdrinks. Apropos Softdrinks: Die Schweizer Kult-Limonade Rivella gibt es auch.
Und natürlich darf auch original Schweizer Schoggi-Glück nicht fehlen: Zum Kaffee oder Tee gibt es noch eine kleine Pralinenauswahl von der Confiserie Beschle aus Basel. Vier Sorten (86 %, 64 %, Karamell, Haselnuss), stilvoll aus der Holzkiste serviert. Und kurz vor der Landung dann das legendäre Edelweiss-Biberli – übrigens auch in der Economy Class. Über drei Millionen Stück pro Jahr, hergestellt nach traditionellem Geheimrezept im Appenzell. Ein süßer Gruß aus der Schweiz zum Mitnehmen.
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Wo’s klemmt – und warum es trotzdem Spaß macht
Wie bereits angedeutet: Perfekt ist der Flug nicht. Mit einem Langstrecken-Business Class-Erlebnis à la Singapore Airlines oder Qatar Airways kann Edelweiss auf der kurzen Strecke ZRH-IBZ nicht mithalten. Natürlich nicht. Das liegt einerseits an dem Service-Angebot, das der Mittelstrecke angepasst wurde. Andererseits an der veralteten Kabine, die, wie gesagt, von der Vorbesitzer-Airline übernommen wurde. Das sieht man. Kratzer, Gebrauchsspuren, ein bisschen Patina. Und WLAN? Fehlanzeige. Was ich persönlich aber als Plus verbuche. Mal zwei Stunden offline? Kann ja nicht schaden! Aber: Die Atmosphäre und das Raumgefühl in einer echten Business Class sind unschlagbar. Der Service charmant. Und wer sich für zwei Stunden einfach mal zurücklehnen will, liegt hier genau richtig – im wahrsten Sinne des Wortes.
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Fazit: A350-Flair nach Ibiza – lohnt sich das?
Absolut. Der Edelweiss-Flug mit dem Airbus A350-900 von Zürich nach Ibiza ist meiner Meinung nach das derzeit beste Business-Class-Erlebniss auf der europäischen Mittelstrecke. Was überzeugt: Die großzügige Kabine, der elektrisch verstellbare Sitz, das charmant Schweizerische Servicekonzept – und ganz besonders: Brot, Champagner und Pralinen. Kulinarisch liegt Edelweiss in der Business Class auf der Mittelstrecke klar im oberen Drittel: Meiner Meinung nach hinter Iberia, besser als Lufthansa, auf Augenhöhe mit Discover.
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Mein Fazit
Wer die Chance hat, den A350-900 von Edelweiss auf der Mittelstrecke zu erwischen, sollte sie nutzen. Ich bin dafür mit dem Zug nach Zürich gefahren und habe den Umweg für eine lohnende Zürich-Stippvisite genutzt. Zürich ist immer einen Besuch wert! Und der Flug nach Ibiza war noch nie so bequem und buchstäblich großzügig. Einziger Haken: Wer wie ich in einer echten Business Class nach Ibiza fliegen will, muss schnell sein. Derzeit sind die Flüge ZRH-IBZ mit dem A350-900 nur noch bis September geplant, zumeist Mittwochs oder Donnerstags. Wer auf Nummer sicher gehen will, checkt die Kabine bei der Buchung anhand der Sitzplatzauswahl, nachdem die Anzeige des Fluggeräts einen Schritt vorher nicht immer stimmt.
Und ach ja: Edelweiss Air setzt den A350-900 derzeit auch noch auf den Mittelstrecken Zürich- Teneriffa, Zürich-Pristina und Zürich-Heraklion ein. Ab Ende 2026 soll die Kabine erneuert werden, bereits ab Mitte/Ende 2025 werden die Maschinen im regulären Langstreckenverkehr u.a. nach Las Vegas, Vancouver und Cancún eingesetzt.
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